Summer Jam 2006


 

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Summer Jam Festival 2006

Eigentlich sollte es bei RootZ.net

überhaupt keinen Bericht über das diesjährige Summer Jam

Festival geben. Der Veranstalter wollte nach einer über zehnjährigen

Zusammenarbeit keinen RootZ-Korrespondenten akkreditieren, denn “es gäbe

auf der Homepage keinen Vorbericht und überhaupt würde RootZ.net

ja nicht mehr gepflegt werden….” 

Dass ein Magazin auch andere

wertvolle Beiträge zur Reggaeszene liefern kann, indem es Hintergrundinfos

vermittelt und dass auch ein “nicht mehr gepflegtes” Magazin (was immer

das auch bedeuten soll) trotzdem weiter in der Gunst der Leserinnen und

Leser steht (35.000 Besuche im Juni 2006 beweisen das) und dass man für

ein eh immer ausverkauftes und aus den Nähten platzendes Festival

keine Werbung mehr zu machen braucht, scheint nicht gezählt zu haben. 

Egal, RootZ.net hat einen

Bericht bekommen und der wird natürlich veröffentlicht, schon

allein aus Traditionsgründen. Eine Summer Jam Retrospektive mit Löchern

wäre ja auch nicht so schön. Und vielleicht kommen aus der einen

oder anderen Quelle ja noch ein paar Fotos dazu? Wenn Ihr welche beisteuern

wollt, könnt ihr das Magazin hier

kontaktieren. 

Und jetzt viel Spaß

mit dem Bericht von Jana. Doc Highgoods

 

 

Wie schon in

den vorigen Jahren sah es auch dieses Mal so aus: wer nicht bis spätestens

Donnerstag Abend sein Zelt aufgebaut hatte musste sein Plätzchen schon

suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Freitags konnte man schon noch was finden,

aber wahrscheinlich neben einem Dixi-Klo oder in der Nähe eines Müllcontainers,

dazu wahrscheinlich noch mit einem Neigungswinkel von mindestens 20%. Immerhin

sind dieses Jahr um die 25.000 Reggae Fans nach Fühlingen bei Köln

geströmt.

Das Wetter war dieses Jahr

das Genialste was Summerjam je gesehen hat: um die 30°, kein Wölkchen

am Himmel und trotzdem wehte immer ein angenehmer Wind. 

Der Freitag begann erst

mal schön rootsy-relaxed mit I Jahman Levi und den Reggae Veteranen

Gladiators. Auf der roten Bühne heizten dann später Culcha Candela

die Stimmung schon kräftig an. Gefolgt wurden sie von  Elephant

Man, dem sogenannten „Energie-Gott“, der von der Bühne aus auf’s Gerüst

kletterte wohl um den Horizont zu sehen, denn es hatten sich so viele Fans

versammelt, dass es einem in der Masse Angst und bange werden konnte. 

Die beste Medizin war ein

Wechsel zur grünen Bühne wo Tiken Jah Fakoly mit zwei wunderschön

tanzenden Background Sängerinnen das Publikum verzauberte. Etwas nervig

war nur der ständig hin-und herfahrende Kamerawagen vor der Green

Stage.

Der Samstag fing mit einem

Megaproblem an: es gab fast kein Wasser mehr auf dem Gelände. Duschen

tröpfelten nur so, alle wasserbetriebenen Toiletten mussten geschlossen

werden und vor den Dixi-Toiletten gab es endlose Schlangen. Man konnte

sich also auch nicht die Hände waschen oder Flaschen mit Wasser zum

Trinken befüllen (man kann schließlich nicht dauernd anstehen

um sich Wasser zu 2,50€ zu kaufen). Es war ziemlich chaotisch. Ein

weiteres Problem war der omnipräsente Staub, man bekam regelrechte

Hustenanfälle.

Musikalisch ging es weiter

mit I Wayne auf der Hauptbühne und auf der Grünen Bühne

legten Mono & Nikitaman eine Super Show ab und brachten die Fans von

deutschem Dancehall dazu, ihre Shirts auszuziehen und wie bunte Propeller

kreisen zu lassen. Die gleiche Clientel konnte dann auch gleich vor Ort

bleiben und dem Nasal-Artisten Jan Delay lauschen.

 

Auf der Red

Stage ging’s mit den begnadeten Stimmen von Morgan Heritage weiter. Lediglich

einige Rap-Einlagen passten nicht so ganz.

Andrew Tosh, der Sohn des

legendären Peter Tosh konnte bei seinem Summerjam Debüt nicht

so ganz überzeugen. Luciano, der schon fast Stammgast in der Cologne

Bay ist, lieferte dagegen wie immer Reggae vom Feinsten.

Singjay Junior Kelly war

das nächste Highlight der Green Stage. Mit seiner ungeschliffenen

und rauen Stimme und seinem Charisma zog er die Reggae Crowd in seinen

Bann. Ihm folgte Lord Kossity aus Frankreich, der aber einen zu starken

Konkurrenten auf der Hauptbühne hatte: dort lieferte Damian Marley

ein Konzert der Extraklasse ab. Sein im Okt. 2005 erschienenes Album „Welcome

to Jamrock“ bescherte ihm zahlreiche Auszeichnungen wie den Grammy für

das “Best Reggae Album” und die “Best Urban/Alternative Performance”. Beim

Summerjam spielte Damian Marley natürlich nicht nur eigenes Material,

sondern vermischte Songs von seinem Vater mit Neuem oder spielte sie in

leicht veränderter Form. Seine Bühnenshow mit zwei Background

Sängerinnen, die der Menge richtig einheizten, war das absolute Highlight

des Tages.

Rita und Bob’s zweiter Sohn,

Ziggy Marley, der nicht zum ersten Mal beim Summerjam war, folgte. Auch

er hat bereits 3 Grammys und, obwohl es in letzter Zeit sehr ruhig um ihn

war, besitzt er immer noch eine große Fangemeinde.

Auf der Roten Bühne

ging es Dancehallmäßig weiter mit der heissen Dancehall Lady

Cecile und General Degree und T.O.K. die mit souligem Gesang und harten

Dancehall Beats sowohl die Ladies als auch die toughen Jungs begeisterten.

Probleme gab es immer wieder

mit Staus zwischen den beiden Bühnen. Wenn dann noch die Krankenwagen

der Johanniter durch die Schneise zwischen den beiden Bühnen fahren

mussten, bewegte sich gar nichts mehr.

Abends ging die Party im

Sir Benny Miles Zelt und in dem kleinen aber feinen U-Club Tent mit Disco-Glitzerkugel

weiter. Supersonic brachte das große Zelt zum Kochen und die Sauna

war fast unerträglich. Warum man die Zelte nicht an den Seiten aufmachen

kann verstehe ich nicht so ganz, der Schall wird durch Zeltplane ja wohl

kaum „gebremst“. Bei dem Andrang müssten die Partyzelte in Zukunft

mindestens verdoppelt werden.

 

 

Sonntags ging

es auf der Green Stage sehr facettenreich zu: zunächst spielten die

Rasites, deren Auftritt vor 2 Jahren allerdings wesentlich besser ankam.

Gefolgt wurden sie von Apache

Indian, ebenfalls aus England, der mit einer Power- Mischung aus Dancehall

und indischen Bangra-Klängen die Menge trotz tropischer Temperaturen

zum Tanzen brachte. International Rap-mäßig ging’s weiter: nach

der kubanischen Rap-Formation Orishas folgten Saian Supa Crew aus Frankreich.

Patrice beendete den Abend

auf der grünen Bühne. 

Auf der roten Bühne

gab es nach Anthony Locks die 2 Reggae-Urgesteine Pioneers und Third World

zu hören. Anschliessend stand Joy Denalane auf der Bühne um ihr

erstes englischsprachiges Album zu präsentieren. Obwohl Joy Denalane

einfach die herausragendste Sängerin Deutschlands ist, passte ihr

Auftritt nicht so ganz zum Summerjam feeling. Joy und ihre wunderbare Art

mit dem Publikum zu kommunizieren kann man am besten in einem kleineren,

intimeren Konzert geniessen.

Den krönenden Abschluss

machten die Reggae Urväter Toots and the Maytals und der legendäre

Jimmy Cliff.

Obwohl wir wieder mal wegen

der langen Wartezeiten an den Eingangs-Kontrollschleusen einiges verpasst

haben, war es erneut ein wunderbares friedfertiges Festival.

 

Bericht

Kölner Stadtanzeiger

Mail

RootZ.Net


Copyright Text / Photos:

Jana Stemper, Layout: Doc Highgoods 2006

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