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Rasta, Rauch und Reggae Internationales Flair herrschte am vergangenen Wochenende beim 21. Summerjam – Europas größtem Reggae-Festival. Karibische Klänge bei strahlendem Sonnenschein – Jamaika und das Rheinland lagen für drei Tage näher beieinander, als ein Weltatlas es vermuten lässt.
Dichte Rauchwolken stiegen immer wieder vom Festivalgelände gen Himmel. Zwar lag dies überwiegend an dem staubtrockenen Kiesboden, der je nach Rhythmus vom tanzenden Publikum aufgewirbelt wurde, jedoch mag auch der Konsum diverser Substanzen seinen Teil dazu beigetragen haben: Reggae-Musik hören und Marihuana rauchen – für viele Festivalfans scheint dies untrennbar verbunden. Schon bei den Eingangskontrollen hatten Sicherheitsdienst und Polizei daher einiges zu tun. „Bei uns gibt es keine Toleranzgrenze, darüber muss später ein Richter entscheiden“, betonte ein Beamter auf Nachfrage, und so wurde jeder einzelne Drogenfund registriert. Dennoch kam es auch vor, dass sich ein Polizist durch das Joint-Rauchen der nebenstehenden Jugendlichen nicht irritieren ließ – vermutlich die pure Resignation. Wer vor den Bühnen angefangen hätte, Anzeigen zu schreiben, wäre wohl auch vermutlich über das Wochenende hinaus damit beschäftigt gewesen. Eyke Sprenger, der aus der Nähe von Bremen zum Summerjam angereist war, störte der Qualm mitnichten. „Es riecht hier wie auf Jamaika“, meinte der 21-jährige Student, „ein Gemisch aus Staub, exotischem Essen, Schweiß und Marihuana.“ Über zwei Jahre hat er mit seiner Familie auf der Karibikinsel gelebt und weiß daher, wovon er spricht. Seit seinem Aufenthalt im Ursprungsland des Reggaes ist diese Musik für ihn der „Herzschlag der Erde“. Und vom ausgelassenen und harmonischen Feiern der Jamaikaner, versichert er, könnten die Deutschen noch einiges lernen. Begeistert zeigte er sich von dem tollen Aufgebot an Reggae-Musikern: Ziggy und Damien Marley (zwei Söhne vom Übervater Bob), Elephant Man, Jan Delay, Patrice, Culcha Candela oder Jimmy Cliff sorgten dafür, dass die Hüften im Publikum stetig in Bewegung blieben. Geschlafen wird auf einem richtigen Festival natürlich nicht. Matthias Groth aus Leverkusen ist dies am Sonntagmittag deutlich anzusehen. Der ehemalige Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums absolviert derzeit ein Praktikum bei der „Fühlinger See Veranstaltungs GmbH“, einem Mitveranstalter des Summerjams, und musste daher sein Durchhaltevermögen unter Beweis stellen. Seit Mitte März kümmerte sich der 21-jährige Lützenkirchener um die Verträge der Händler, die auf dem Festival beispielsweise T-Shirts, CDs oder Schmuck verkaufen wollten. Vor Ort galt es dann die Stände zu überprüfen. „Viele Händler wollten natürlich noch ein paar Meter an Verkaufsfläche rausholen, obwohl sie nicht dafür bezahlt hatten“, sagte Matthias. Er habe viel diskutieren müssen, auch auf Spanisch, Englisch oder Französisch. „Die erzählten mir von Finanzproblemen, bekamen Tränen in die Augen oder versuchten, mich mit Geld zu bestechen.“ Einer habe ihm sogar seine wertvollste Trommel schenken wollen, so Matthias. Mit diplomatischem Geschick musste er ein ums andere Mal nach Kompromisslösungen suchen. „Wir wollten ja auch keinen Stand gleich dicht machen.“ Eigentlich gehört Matthias eher zur Rock-Fraktion, für gute Live-Musik sei er aber immer zu haben. Im Vergleich zu dem von ihm favorisierten „Rock am Ring“-Festival sei die Atmosphäre in Köln aber wesentlich lockerer gewesen.
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