RootZ Aktion – Summer Jam 2006


 

>> Aktion

 

zurück zur letzten Seite Zum Inhaltsverzeichnis zur nächsten Seite


 

Summer Jam Festival 2006

Rasta, Rauch und Reggae

 

Internationales Flair herrschte

am vergangenen Wochenende beim 21. Summerjam – Europas größtem

Reggae-Festival. Karibische Klänge bei strahlendem Sonnenschein –

Jamaika und das Rheinland lagen für drei Tage näher beieinander,

als ein Weltatlas es vermuten lässt.

 

Bild: MARTIN SCHMIDT

Die “Tüte”

und der Reggae – beides gehörte für viele Fans am Fühlinger

See zusammen.

Auch das Antlitz des Reggae-Gottes

Bob Marley fehlte natürlich nicht. Vor lauter WM-Euphorie hatten sogar

einige Besucher – wohl zum ersten Mal in der langen „Summerjam“ Geschichte

– ihre Deutschlandfahnen mitgebracht. Wenn selbst die Rastafaris nichts

gegen die Rückkehr zu den nationalen Symbolen einzuwenden haben, wer

sollte dann noch Angst vor dem neuen deutschen Patriotismus haben? 

Dichte Rauchwolken stiegen

immer wieder vom Festivalgelände gen Himmel. Zwar lag dies überwiegend

an dem staubtrockenen Kiesboden, der je nach Rhythmus vom tanzenden Publikum

aufgewirbelt wurde, jedoch mag auch der Konsum diverser Substanzen seinen

Teil dazu beigetragen haben: Reggae-Musik hören und Marihuana rauchen

– für viele Festivalfans scheint dies untrennbar verbunden. Schon

bei den Eingangskontrollen hatten Sicherheitsdienst und Polizei daher einiges

zu tun.

„Bei uns gibt es keine Toleranzgrenze,

darüber muss später ein Richter entscheiden“, betonte ein Beamter

auf Nachfrage, und so wurde jeder einzelne Drogenfund registriert. Dennoch

kam es auch vor, dass sich ein Polizist durch das Joint-Rauchen der nebenstehenden

Jugendlichen nicht irritieren ließ – vermutlich die pure Resignation.

Wer vor den Bühnen angefangen hätte, Anzeigen zu schreiben, wäre

wohl auch vermutlich über das Wochenende hinaus damit beschäftigt

gewesen.

Eyke Sprenger, der aus der

Nähe von Bremen zum Summerjam angereist war, störte der Qualm

mitnichten. „Es riecht hier wie auf Jamaika“, meinte der 21-jährige

Student, „ein Gemisch aus Staub, exotischem Essen, Schweiß und Marihuana.“

Über zwei Jahre hat er mit seiner Familie auf der Karibikinsel gelebt

und weiß daher, wovon er spricht. Seit seinem Aufenthalt im Ursprungsland

des Reggaes ist diese Musik für ihn der „Herzschlag der Erde“. Und

vom ausgelassenen und harmonischen Feiern der Jamaikaner, versichert er,

könnten die Deutschen noch einiges lernen. Begeistert zeigte er sich

von dem tollen Aufgebot an Reggae-Musikern: Ziggy und Damien Marley (zwei

Söhne vom Übervater Bob), Elephant Man, Jan Delay, Patrice, Culcha

Candela oder Jimmy Cliff sorgten dafür, dass die Hüften im Publikum

stetig in Bewegung blieben.

Geschlafen wird auf einem

richtigen Festival natürlich nicht. Matthias Groth aus Leverkusen

ist dies am Sonntagmittag deutlich anzusehen. Der ehemalige Schüler

des Werner-Heisenberg-Gymnasiums absolviert derzeit ein Praktikum bei der

„Fühlinger See Veranstaltungs GmbH“, einem Mitveranstalter des Summerjams,

und musste daher sein Durchhaltevermögen unter Beweis stellen. Seit

Mitte März kümmerte sich der 21-jährige Lützenkirchener

um die Verträge der Händler, die auf dem Festival beispielsweise

T-Shirts, CDs oder Schmuck verkaufen wollten. Vor Ort galt es dann die

Stände zu überprüfen.

„Viele Händler wollten

natürlich noch ein paar Meter an Verkaufsfläche rausholen, obwohl

sie nicht dafür bezahlt hatten“, sagte Matthias. Er habe viel diskutieren

müssen, auch auf Spanisch, Englisch oder Französisch. „Die erzählten

mir von Finanzproblemen, bekamen Tränen in die Augen oder versuchten,

mich mit Geld zu bestechen.“ Einer habe ihm sogar seine wertvollste Trommel

schenken wollen, so Matthias.

Mit diplomatischem Geschick

musste er ein ums andere Mal nach Kompromisslösungen suchen. „Wir

wollten ja auch keinen Stand gleich dicht machen.“ Eigentlich gehört

Matthias eher zur Rock-Fraktion, für gute Live-Musik sei er aber immer

zu haben. Im Vergleich zu dem von ihm favorisierten „Rock am Ring“-Festival

sei die Atmosphäre in Köln aber wesentlich lockerer gewesen. 

 

Bericht

Summer Jam 2006

Mail

RootZ.Net


Copyright Text / Photos:

KStA Layout: Doc Highgoods 2006

Zum Seitenanfang
Scroll to Top