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Freitag, 11.8.06 Am Freitag mittag um Viertel vor zwei ging’s mit dem Zug los nach Bersenbrück. Als wir am Zielbahnhof ankamen, hatte sich dort bereits eine buntgemischte Karawane in Richtung des Klosters gebildet. Kloster? Ja genau, auch dieses Jahr war das Festivalgelände im ehrwürdigen Klostergarten des Zisterzienser Klosters von Bersenbrück errichtet worden und das bereits zum 12. Mal.
Am Abend gegen 20.00h wurde die kleine, aber feine Dancehall fürs Warm-up eröffnet. Die Jungs der Sound Systemließen die Plattenteller bis in die frühen Morgenstunden glühen. Sänger wie KlarBautErMann heizten die Stimmung gehörig an. Ich selbst habe nur einige Stunden durchgehalten und bin dann, naßgeschwitzt wie alle Anwesenden, gegen 2 Uhr zum Zelt gewandert. Auf dem Weg zum Zelt kam ich an, mit großen Planen selbstgebauten, Dancehalls mit diversen Soundsystems vorbei. Davon gab es einige und alle paar Meter gab es eh nen neuen Sound aus irgendeiner Autoanlage oder nem Ghettoblaster. Alle Leute auf dem Festival waren sehr freundlich, haben sich gegrüßtund redeten miteinander. Natürlich gabs wieder diese typischen pseudo- Leute die sich Jamaika Shirts mit einem Hanfblatt drauf kaufen und nur da waren um was mitzukiffen und sich in erster Linie Alk reinzuhauen…Sogar die Ordner müssten zugeben das die Kiffer kein Störfaktor waren, lediglich die Bier- und Hartalkseligen. Überhaupt muß man sagen, daß die Ordner sehr korrekt in ihrem Verhalten waren. Bei Betreten des Festivalgeländes mußte man zwar die Getränke abgeben, damit die Verkaufsstände Gewinn machen konnten, die Taschen wurden aber im Vorbeigehen nur schnell kontrolliert und es kam so gut wie nie zu Wartezeiten. Big up! Auch schlichen keine „Freunde und Helfer in grün“ um die Zelte. Lediglich auf der Hauptstraße die aber nicht zum Festivalgelände gehört, sah man ein, zwei Streifenfahrzeuge. Samstag, 12.8.06 Die Sonne am Samstagmorgen wurde von vielen erst mal mit ´nem Spliff begrüßt, denn am Freitag morgen hatte es noch geregnet. Allerdings war das Wetter auch am Samtag durchwachsen zwischendurch hat’s schon mal genieselt, aber unterm Strich war es ganz gut.
Leider kam der ja eigentlich geplante Auftritt von Anthony-B nicht zustande da dieser gerade seine Agentur gewechselt hat. Los gings mit Concrete Jungle über Fitta Warri bis zu Leo´s Den, einer Gruppe die sich dem Roots mit ganzer Seele verschrieben hat. Danach war der junge Maxim vom Rootdown-Label am Mikro, der von der deutschen Reggae Welle á la Nosliw, Nattyflo und Mellow Mark getragen wurde, sich jetzt aber so langsam etabliert hat. Dann gabs Manu Ranking und Goldi die ich verpaßt habe, weil ich mir nen Süppchen überm Campingkocher gemacht habe. Am frühen Abend spielte die österreichische Band „House of Riddim“, auf deren Tunes Künstler wie Tolga, ein Deutschtürke der jamaikanische Musik macht, Ganjaman, der Übersetzer des Patois, Uwe Banton, dessen Mähne zu den Kniekehlen reicht und Concious Fiyah von Headcornerstone, ihre Texte zum besten gaben. Nebenbei gab’s auf der kleinen Bühne Soundsystemveranstaltungen, auch das Oldenburger Soundsystem Yalla Yalla Movement war wieder vor Ort, diesmal waren die Jungs teilweise selber am Mikro. Sehr tanzbarer Sound in freundlicher Atmosphäre.
Obwohl er mit großem Tamtam angekündigt wurde (oder gerade deswegen?), konnte er mich nicht überzeugen. Seine Technik und die damit erzeugte Geschwindigkeit waren schon ziemlich fett, aber es schien als sei Freddy aus Versehen auf dem Festival gelandet, anstatt bei einem Hip-Hop-Battle in der Bronx. Zwischendurch kam der Programmansager, der von Act zu Act breiter wurde, auf die Bühne um die Leute nen bißchen anzuheizen, oder einfach um die Lücken zu füllen. Da die 2 Bühnen im rechten Winkel zueinander standen, mußte man den Kopf nur um 90 Grad wenden, um den nächsten Künstler zu sehen. Durch dieses Prinzip mußte man nicht von Stage zu Stage laufen, sondern konnte einfach auf der selben Tanzfläche stehen bleiben.
Wie ein Erdbeben ging es zu, als die anwesende Rasta-Horde angehalten wurde, auf einmal in die Luft zu springen. Wieder einmal haben die beiden, mit ihren witzigen sozialkritischen Texten, das Feuer in ihren Herzen auf die Massive übertragen können. Kein Dread blieb ungeschüttelt und kein Fuß mehr auf dem Boden. Das einzig schlechte an dem Auftritt war die Kürze, aber so ist das nun mal auf nem Festival. Nach den beiden waren Zion Train feat. Dubdadda und Earl 16 an der Reihe, die ich nur noch im vorübergehen registrierte. Irgendwann gegen 2 Uhr nachts spielte Don Carlos mit der Dub Vision Band. Danach gab’s noch JAH Mason untermalt von Feueralarm. Beide hab ich nicht gesehen weil wir einfach fertig waren und uns im Zelt verkrochen haben. Sonntag, 13.8.06
Danach bin ich wieder zum Zelt, um die Kollegen abzuholen, um rechtzeitig zur größten Reggae-Maus, namens Eek A Mouse der Welt zu kommen. Es war sehr geil, aber plötlich brach ein solcher Platzregen los, daß alle zu den Verkaufsständen sprinteten. Wir flüchteten natürlich auch gleich unter das Dach eines Standes, nur sammelte sich soviel Wasser auf der Zeltplane, daß alle paar Minuten das Wasser geleert werden mußte und dabei natürlich der Schlamm vom Boden hochspritzte. Ich hatte immer noch meine Badehose an und sonst nur Flip-Flops und nen Shirt, die beiden letzteren hab ich dann schnell ausgezogen um mit der Massive weiter im Platzregen zu feiern und es war erstaunlich warm trotz des Gusses von oben. Vor der Bühne stand man jedoch schon bald bis zu den Knöcheln im Schlammwasser. Also entschlossen wir uns, einen Sprint zur suf dem Gelände befindlichen Kirche hinzulegen, um uns unterzustellen.
Ich kam dann gerade rechtzeitig wieder zum Programm um die einzige Soulsister des Abends zu erleben. Leider war Gracy mit ihrer Herbmanband schon bei den letzten Liedern angelangt, aber es war schön, in dem Programm von rauen Stimmen der Rootboys mal eine schöne weibliche Stime zu vernehmen. Erst nach Gracy kamen Everton Blender und Elijah Prophet zum Zuge. Zwei ganz nette Auftritte, nur baute der Prophet so viele breaks ein, daß es schon störte. Er brach auch mal mitten im Lied ab, wenn die Leute nicht mit genügend Power tanzten, wenn er etwas erzählen oder auf sein „Jah…“ als Antwort von der Massive „…Rastafari!“ hören wollte. Es war mittlerweile dunkel geworden als der breite Ansager einen Dancehallartist der allerersten Stunde ankündigte: Burro Banton. Bevor der kam, mußten die Leute noch ein Dutzend mal dem Ansager auf sein Burro… mit …Banton antworten oder irgendwas nachsingen. Aber damit nicht genug, als der alte Banton auf der Bühne stand, fing er nicht etwa sofort an, sondern gab Sätze wie „All di other Bantons wanna be like me, `cause I’m the original Banton, the first one…“ zum besten. Sein Dancehallsound ging schon ordentlich in die Beine, aber auch er unterbrach zwischendurch so oft den Flow und ließ den Sound künstlich abstürzen, daß man nie so richtig ins tanzen kam. Zwischendurch wackelte er mit dem Hintern, fasste seinen Bauch an und meinte mit Kennermiene er sei Mr. Erotic usw. Die Rolle des selbstverliebten altgeworden Stars trieb er so auf die Spitze, daß die Szene, die er uns vorspielte, als reine Ironie rüberkam. Als Burro aufhören mußte, gab’s noch den Special Guest des abends, einen gewissen Gunjah Deluxe. Im Gangsta Outfit versuchte er sich zwischen souligem Gesang, Dancehall und Rootssound. Aber so wirklich überzeugen konnte er keinen. Nach seinem Auftritt machte sich die Massive auf den Weg durch den Schlamm. Montag, 14.8.06 Am Montag morgen, nachdem ich gerade mal ein zwei Stunden gepennt habe, ging der Wecker gegen 6.00h. Und los gings mit Rucksackzusammenpacken und Zelt abbauen. Wir waren etwas in Eile, denn einer der Kollegen musste gleich wieder zur Arbeit fahren. Ich hab noch beim aufräumen geholfen, den Müll weggebracht und bin dann gemütlich um halb 8 mit dem Zug Richtung Oldenburg. Bis zum nächsten Jahr in Bersenbrück! Es war sehr schön, mein einziger Verbesserungsvorschlag gilt dem Programmablauf, jeder Künstler sollte über Lautsprecher auf dem Camping und Festivalgelände eine Stunde vor seinem Auftritt angekündigt werden. Und das Wetter kann besser sein, denn dieses Jahr, mit nicht gerade karibischen Temperaturen, wurde uns kein wirklich echtes „Jamaikafeeling“ beschert. Irie greetin’s from outta Bersenbrück
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Copyright Text / Photos:
Joscha Mergelmeyer, Layout: Doc Highgoods 2006 |