RootZ Bilder – Graffiti in Köln 2001



Presse

Junge Sprayer
hoffen auf Anerkennung

Ihre
Sprache ist durchsetzt mit Anglizismen. Sprühdosen sind „Cans“. Die
Sprayer Dennis, Patrick und Daniel (Namen geändert) erläutern
ungeschminkt ihre ganz persönliche Sicht der Szene.

Die
drei sitzen unter den Bäumen am Brüsseler Platz. Eben waren sie
noch im „Mzee“, um sich mit neuen Sprühdosen einzudecken. Daniel:
„Wer noch kein Gefühl für die Sprühdose besitzt, ist ein
Toy und fängt in der Peripherie des Stadtgebiets an.“ Dennis hat seine
„Tags“ an einer Brücke im Wald geübt. Wenn die Zeichen flüssiger
aus dem Handgelenk kommen, wagen sich Sprayer Richtung Innenstadt vor.
Denn Anerkennung der anderen HipHopper ist nur sicher, wenn die Graffiti
an viel frequentierten Orten prangen. 

Wer
mit offenen Augen durch Köln fährt, wird am häufigsten die
Tags „Epok“ und „Spu“ lesen, die auf das Konto desselben Sprayers gehen.
Doch für die drei sind „Puton“ die Kings in Köln. Die Crew malte
ein riesiges Graffiti am Mühlheimer Hafen. Wer Mitglied der Königsklasse
werden wolle, müsse ein „Whole Car“ von oben bis unten vollmalen.
Für Dennis und Daniel sind Privathäuser tabu. Patrick unterscheidet
auf eigenwillige Weise: „Bei Einfamilienhäusern sollte man nichts
machen, aber bei Mehrfamilienhäusern ist das schon anders. Da sitzt
doch ein reicher Besitzer im Hintergrund.“ 


 

Einstimmig
äußern sie sich zu Kirchen und Denkmäler: „In Köln
ist es unter HipHoppern ungeschriebenes Gesetz, dass man die nicht anrührt.“
Patrick fügt hinzu: „Dom ist Dom. Davor muss man Respekt haben.“ Abneigungen
verspüren die drei gegen „Typen, die mit der Can in der Hand einfach
nur cool sein wollen.“ Patrick: „Graffiti mache ich aus Überzeugung.“

Daniel
kann den Vorwurf, Sprayer zwängen der Gesellschaft ihre Kunst auf,
nicht nachvollziehen: „Wenn auf die Neumarkt-Galerie ein Eishörnchen
gesetzt wird, fragt mich doch auch keiner. „ Dennis malt meistens an Lärmschutzwänden
und Straßenbrücken. Einmal musste er sich vor der Polizei im
Gebüsch verstecken. „Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde
so laut schlagen, dass es die Beamten hören können“, erinnert
sich der Gymnasiast. Patrick wurde schon von der „Soko Farbe“ der Kölner
Polizei verhört, weil zwei Mitglieder seiner Crew geschnappt wurden.
„Denen habe ich aber gut was vorgemacht. Die haben nichts aus mir herausbekommen“,
sagt der Junge. „Wichtig ist“, meint Daniel, “dass man das Blackbook nicht
in seinem Zimmer aufbewahrt sondern woanders. Die Polizei darf meistens
nur den Raum des Verdächtigen durchsuchen und nicht das ganze Haus.“


KStA
23/11/01

 
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