RootZ Aktion – Das Konzert von Asian Dub Foundation und Kitachi



 

>>Thema

Asian Dub Foundation

Kitachi

Köln, Live Music Hall, 18. Mai 2000

Mit frdl. Unterstützung von Contour Music

 

Welch ein Abend……, plötzlich ruft mich halb
Köln an, ob ich auch zu ADF kommen würde. Die Flut der Anrufer
war so massiv, daß ich viel zu spät von zu Hause los geradelt
bin und, angekommen an der LMH gerade noch die letzten Sounds des ersten
Acts, Kitachi, mitbekommen habe. 

 

Dabei war es genau diese Kombo, warum Dr. Igüz seine Praxis
verlassen hat, für ein paar Beats urbanen Reggaes,  gespickt
mit Hip- und Trip Hop Elementen und angereichert mit einem der fettesten
Bässe dieses Planeten, gespielt von Dennis Rootical.  Nicht alles
bei Kitachi wird live eingespielt, die Riddims kommen in der Regel aus
dem A-Dat oder vom Sampler. 

Das Konzept der Livesounds wurde neuerdings jedoch um einen Drummer
erweitert und in seiner Gesamtheit ganz neu von Mr. Rubels koordiniert.
Dazu Mark Iration am Mike – give us the vibe – sehr tanzbare Sessions sind
bei dieser „Band“ immer garantiert. Schade, daß ich den Set verpaßt
habe und sorry an Euch, daß es nix Ausführlicheres gibt, vielleicht
klappts nächstes Mal.

Als Hauptact standen an diesem Abend Asian Dub Foundation aus London
auf dem Programm. Viele Leute haben sich gewundert, daß tatsächlich
700 – 800 Leute ihren Weg in die LMH gefunden haben.


 

Wer aber   weiß, daß
ADF sich in den vergangenen drei Jahren den Arsch abgetourt haben und auf
jedem Festval und wahrscheinlich in fast jeder europäischen Kleinstadt
aufgetreten sind, dann kann man sich vorstellen, daß die Popularität
der Band Wohl nicht nur an ihrer Show liegt, sondern daß die Musiker
einfach durch die vollzogene Omnipräsenz mittlerweile bekannt sind,
wie der sprichwörtliche bunte Hund.


^ Asian Dub Foundation in der LMH, 18. Mai 2000

 





Und das ist gut so, denn ADF ist mehr, als Musik. ADF
hat einen politischen Anspruch, der vielen Akteuren im Entertainment Business,
entweder durch Slackness oder auch durch den Almighty Dollar verloren gegangen
ist. Bevor die Band überhaupt angefangen zu spielen hat, bot die Bühne
in der LMH eine Plattform für den Apell einer Gruppe namens „Linksruck“
. Der Sprecher, welcher leider ab und zu etwas verloren gegen das Publikum
anredete, forderte uns auf, daß WIR mehr gegen Rassismus, Kapitalismus,
Ausbeutung und Unterdrückung tun. Und Recht hat er ja! Man muß
sich nur überlegen, ob es eine geeignete Plattform für politische
Agitation ist, solch eine Message einem Publikum nahe zu bringen, welches
auf ein Konzert eingestellt ist. Auch wenn der Act ADF heißt und
bekannt für politischen Aktivismus ist.


 

 

Linksruck

 

 

Mir hat der Sprecher auf der Bühne leid getan. Er mußte
die fraglos wichtige und richtige Message in eine Menge von Ohren drücken,
die sich auf eine höhere Dezibelstufe im bassigen Bereich eingestellt
hatten. Ich hoffe, daß seine Worte trotz allem das eine der ander
Trommelfell tangiert haben  und nicht direkt auf der anderen Seite
wieder rausgepurzelt sind, ohne ihre Message in der einen oder anderen
Synapse abzuspeichern.

 

 

Und dann kamen die Junx von Asian Dub Foundation, in ihrem Gepäck
mehrere Songs der neuen Scheibe „Community Music“ und rockten ab. Eine
Show mit mehr Druck ist selten zu sehen. Nicht nur politisch, sondern auch
akkustisch korrekt! Da wird auf der Bühne eine Vitalität versprüht,
die so infektiös ist, daß sie in kürzester Zeit die ganze
LMH angesteckt und in einen Hexenkessel sich windender Körper verwandelt
hat. Dieser explosive Mix aus Reggaebass, Scratching, indischen Melodien
und einem guten Schuß Prodigy geht einfach nur in die Beine.

 

Eine nette Lightshow ist Teil des ausgefeilten Programms
und wird vom bandeigenen Lichtdesigner Pravin Patel alias Lampy Swift. 

Überhaupt ist die gesamte Jobmaschine um ADF herum,
vom Management bis zum Roadie ein extensives indisches Familienunternehmen. 

 

So kann sich die Band ihre möglichstgroße
Unabhängigkeit von der Musikindustrie bewahren und die wichtigen Projekte
– gegen Rassismus, Gewalt und Globalismus und für Bildung, Grassroots
und Demokratie – ohne große Einflußnahmevon außen betreiben. 

 

Jeder Text ihrer Songs hat politischen Inhalt und Bezug; viele Stücke
sind einer politisch verfolgten Persönölichkeit, wie Mumia Jamal
(aus rassistischren Gründen in den USA auf der Todesliste stehender
Journalist) oder Satpal Ram (in Britannien lebenslang inhaftierter Anti
Rassismus Aktivist) gewidmet. Vielleicht ist dieser Ansatz, einem konsumverwöhnten
Publikum inhaltsschwere Texte nahe zu bringen erfolgreicher, als der Versuch
des „Marktschreiers“ von Linksruck.

Ein Satz der Asian Dub Foundation ist allerdings bestimmt bei jedem
und jeder in Erinnerung geblieben: „Kein Mensch ist illegal“!


Copyright  Bilder : ADF / React
/ NME / Melody Maker / Eastwest Records / Contour Music / Dr. Igüz
/ Text  / Layout: Dr. Igüz 2000

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