>>Thema
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zur Aktionsübersicht
Bericht Konzert 1998
Interview Summer Jam 1998
Asian Dub Foundation Page

Asian Dub Foundation
Kitachi
Köln, Live Music Hall, 18. Mai 2000
Mit frdl. Unterstützung von Contour Music

 
Welch ein Abend......, plötzlich ruft mich halb Köln an, ob ich auch zu ADF kommen würde. Die Flut der Anrufer war so massiv, daß ich viel zu spät von zu Hause los geradelt bin und, angekommen an der LMH gerade noch die letzten Sounds des ersten Acts, Kitachi, mitbekommen habe. 

 
Dabei war es genau diese Kombo, warum Dr. Igüz seine Praxis verlassen hat, für ein paar Beats urbanen Reggaes,  gespickt mit Hip- und Trip Hop Elementen und angereichert mit einem der fettesten Bässe dieses Planeten, gespielt von Dennis Rootical.  Nicht alles bei Kitachi wird live eingespielt, die Riddims kommen in der Regel aus dem A-Dat oder vom Sampler. 

Das Konzept der Livesounds wurde neuerdings jedoch um einen Drummer erweitert und in seiner Gesamtheit ganz neu von Mr. Rubels koordiniert. Dazu Mark Iration am Mike – give us the vibe – sehr tanzbare Sessions sind bei dieser „Band“ immer garantiert. Schade, daß ich den Set verpaßt habe und sorry an Euch, daß es nix Ausführlicheres gibt, vielleicht klappts nächstes Mal.

Als Hauptact standen an diesem Abend Asian Dub Foundation aus London auf dem Programm. Viele Leute haben sich gewundert, daß tatsächlich 700 - 800 Leute ihren Weg in die LMH gefunden haben.
 
Wer aber   weiß, daß ADF sich in den vergangenen drei Jahren den Arsch abgetourt haben und auf jedem Festval und wahrscheinlich in fast jeder europäischen Kleinstadt aufgetreten sind, dann kann man sich vorstellen, daß die Popularität der Band Wohl nicht nur an ihrer Show liegt, sondern daß die Musiker einfach durch die vollzogene Omnipräsenz mittlerweile bekannt sind, wie der sprichwörtliche bunte Hund.
^ Asian Dub Foundation in der LMH, 18. Mai 2000

 


Und das ist gut so, denn ADF ist mehr, als Musik. ADF hat einen politischen Anspruch, der vielen Akteuren im Entertainment Business, entweder durch Slackness oder auch durch den Almighty Dollar verloren gegangen ist. Bevor die Band überhaupt angefangen zu spielen hat, bot die Bühne in der LMH eine Plattform für den Apell einer Gruppe namens „Linksruck“ . Der Sprecher, welcher leider ab und zu etwas verloren gegen das Publikum anredete, forderte uns auf, daß WIR mehr gegen Rassismus, Kapitalismus, Ausbeutung und Unterdrückung tun. Und Recht hat er ja! Man muß sich nur überlegen, ob es eine geeignete Plattform für politische Agitation ist, solch eine Message einem Publikum nahe zu bringen, welches auf ein Konzert eingestellt ist. Auch wenn der Act ADF heißt und bekannt für politischen Aktivismus ist.
 
 
Linksruck

 
 
Mir hat der Sprecher auf der Bühne leid getan. Er mußte die fraglos wichtige und richtige Message in eine Menge von Ohren drücken, die sich auf eine höhere Dezibelstufe im bassigen Bereich eingestellt hatten. Ich hoffe, daß seine Worte trotz allem das eine der ander Trommelfell tangiert haben  und nicht direkt auf der anderen Seite wieder rausgepurzelt sind, ohne ihre Message in der einen oder anderen Synapse abzuspeichern.

 
 
Und dann kamen die Junx von Asian Dub Foundation, in ihrem Gepäck mehrere Songs der neuen Scheibe „Community Music“ und rockten ab. Eine Show mit mehr Druck ist selten zu sehen. Nicht nur politisch, sondern auch akkustisch korrekt! Da wird auf der Bühne eine Vitalität versprüht, die so infektiös ist, daß sie in kürzester Zeit die ganze LMH angesteckt und in einen Hexenkessel sich windender Körper verwandelt hat. Dieser explosive Mix aus Reggaebass, Scratching, indischen Melodien und einem guten Schuß Prodigy geht einfach nur in die Beine.

 
Eine nette Lightshow ist Teil des ausgefeilten Programms und wird vom bandeigenen Lichtdesigner Pravin Patel alias Lampy Swift. 
Überhaupt ist die gesamte Jobmaschine um ADF herum, vom Management bis zum Roadie ein extensives indisches Familienunternehmen. 

 
So kann sich die Band ihre möglichstgroße Unabhängigkeit von der Musikindustrie bewahren und die wichtigen Projekte – gegen Rassismus, Gewalt und Globalismus und für Bildung, Grassroots und Demokratie – ohne große Einflußnahmevon außen betreiben. 

 
Jeder Text ihrer Songs hat politischen Inhalt und Bezug; viele Stücke sind einer politisch verfolgten Persönölichkeit, wie Mumia Jamal (aus rassistischren Gründen in den USA auf der Todesliste stehender Journalist) oder Satpal Ram (in Britannien lebenslang inhaftierter Anti Rassismus Aktivist) gewidmet. Vielleicht ist dieser Ansatz, einem konsumverwöhnten Publikum inhaltsschwere Texte nahe zu bringen erfolgreicher, als der Versuch des „Marktschreiers“ von Linksruck.

Ein Satz der Asian Dub Foundation ist allerdings bestimmt bei jedem und jeder in Erinnerung geblieben: „Kein Mensch ist illegal“!


Copyright  Bilder : ADF / React / NME / Melody Maker / Eastwest Records / Contour Music / Dr. Igüz / Text  / Layout: Dr. Igüz 2000